Die Geschichte unseres Vereins beginnt 1988.
Zum damaligen Zeitpunkt trainierten in einer Demminer Turnhalle unabhängig
voneinander eine Kraftsportgruppe und eine Ordnungsgruppe des damaligen
Jugendkulturhauses. Jens Konietzko, ein Mitglied der Kraftsportgruppe und Rene
Todt, der Leiter der Ordnungsgruppe kannten sich aus ihrer Jugendzeit vom Ringen
in einer Demminer Sportgruppe. Jens hatte während seiner Seefahrtzeit mit der
Hilfe von Büchern erste Erfahrungen im Karate-Dõ gemacht.
Beide beschlossen die gemeinsamen Hallenzeiten zu nutzen, um sich in dieser
Kampfkunst zu trainieren.
Nach einiger Zeit erfuhr man von einer dritten Gruppe, die unter der Anleitung
von Uwe Viegiels Karate
trainierte. Uwe hatte während seiner Studienzeit ein paar Trainingseinheiten in
Potsdam und Berlin absolviert, wo Karate zwar nicht offiziell erwünscht, aber
immerhin geduldet war und auch schon recht professionell betrieben wurde.
Gemeinsam legten die drei Gruppen in der Folgezeit den Grundstein für unseren
Verein, allerdings verdeckt unter dem Schutzmantel von Ordnungs- und
Kraftsportzwecken.
Mit der politischen Wende im Herbst 1989
verbesserten sich die Bedingungen für die Ausübung asiatischer Kampfkünste in
der ehemaligen DDR deutlich. Karate-Dõ konnte jetzt offiziell ausgeübt werden.
Es entstand bald die Notwendigkeit, einen eigenen Verein zu gründen, da die Stadt Hallenzeiten
schließlich nur noch an Vereine vergab.
So wurde 1990 der Karate-Dõ Demmin e.V. gegründet mit Uwe Viegiels als
erstem Vorsitzenden. Wegen der nun möglichen Öffentlichkeitsarbeit und dem
zunehmenden öffentlichen Interesse an allen möglichen Kampfsportarten,
wuchs die Mitgliederzahl von den anfänglich 5-10 in
den Folgejahren auf bis zu 300 an (mit Übungsgruppen in Loitz und
Dargun). Teilweise wurden die Kapazitäten der Turnhallen vollkommen
ausgeschöpft und es konnten vorübergehend keine neuen Mitglieder mehr aufgenommen werden.
Das Training zur damaligen Zeit war überaus hart und von dem guten Willen der Teilnehmer geprägt. Aus heutiger Sicht war es aber dennoch völlig chaotisch. Dies lag zum einen an den auf überwiegend schlechten Filmen basierenden falschen Vorstellungen vom Karate einiger Mitglieder. Andererseits hatten die Übungsleier ihr Wissen selbst nur aus Büchern. Es gab keinen Lehrer der den Übenden auf dem Weg weit voraus war (jap. Sensei) und der das Training aus tatsächlicher eigener Erfahrung heraus leiten konnte.
Anfang der neunziger Jahre wurde aus diesem
Grunde der Kontakt zu verschiedenen Karate-gruppen in
Mecklenburg-Vorpommern gesucht. In der Folgezeit konnte erstmals ein Schwarzgurt
nach Demmin geholt werden und es wurden Prüfungen abgenommen.
Schließlich schlossen wir uns der Karateunion Mecklenburg-Vorpommern, die
Mitglied im Deutschen Karate-Verband (DKV) ist.
In der Folgezeit wurden Honorartrainer nach Demmin entsandt, die hier Trainingslager abhielten und auch regelmäßig Prüfungen abnahmen. Die Zusammenarbeit entwickelte sich in der ersten Zeit sehr erfolgversprechend. Die Demminer Übungsleiter konnten an überregionalen Trainer-C Lehrgängen unter Anerkennung des Deutschen Sportbundes teilnehmen und es waren auch erste Wettkampferfolge zu verbuchen.
Im Oktober 1993 starb leider viel zu früh unser erster Vorsitzender Uwe Viegiels. Mit ihm verlor der Verein eine wichtige Integrationsfigur.
In der Folgezeit gab es zunehmende Meinungsverschiedenheiten mit dem damaligen Landesverband. Die
Honorartrainer hatten weniger Zeit für uns, so dass unser Fortschritt
einzuschlafen drohte. Hinzu kam die Tendenz zur absoluten Versportlichung des Karate
im DKV.
Mittlerweile übten sich bei uns schon Weiß- und Gelbgurte in dem eigentlich
den Schwarzgurten vorbehaltenen Freikampf (Jiyu-kumite). Darüber und über die
Zukunft gab es bald erhebliche Differenzen.
Viele Mitglieder erkannten nun, dass Karate-Dõ nicht in kurzer Zeit unbesiegbar
macht. Der Kampfsportenthusiasmus der Nachwendezeit ließ nach und so schwanden
auch unsere Mitgliederzahlen.
In dieser Situation nahm unser neuer
Vereinsvorsitzender Dirk Wedell Ende 1993 Kontakt zu einem früheren
Honorartrainer des DKV, Herrn Jörg Kohl (heute 3. Dan JKA) aus Berlin auf. Dieser
war bereits in der Vergangenheit in Demmin bei einem Trainingslager zu
Gast gewesen.
Herr Kohl war kurz zuvor aus dem Deutschen Karateverband ausgeschieden, da
dieser zur damaligen Zeit Shotokan-Karate in der Tradition der JKA nicht als
eigenständig anerkennen wollte und die Zusammenarbeit mit japanischen Meistern
untersagte, was unter anderem zur Folge hatte, dass
Prüfungen nicht anerkannt wurden.
Zusammen mit anderen Gesinnungsgenossen wurde der Shotokan-Ryu-in-Deutschland
e.V., ein Verein zur Förderung des traditionellen Karate-Dõ gegründet.
Herr Kohl willigte ein, in Demmin regelmäßig Trainingslager abzuhalten. Die
Trainingslager waren von einer neuen Qualität. Es war eine Zeit der kleinen
Schritte. Sensei Kohl begann uns ganz neu zu unterrichten. Dazu wurden auf den
ersten Trainingslagern die Grundtechniken bis zur völligen Erschöpfung
geschliffen. Mit dem Freikampf war es vorläufig vorbei. Durch die
kontinuierliche Zusammenarbeit mit unserem neuen Lehrer aus Berlin, stellten
sich, nachdem unsere Vorurteile gegen das "andere" Karate zerbrochen
waren, bald spürbare Fortschritte ein.
Ende 1994 nahmen wir zum ersten Mal an einem Trainingslager mit einem japanischen Meister der JKA in Berlin teil. Enoeda-sensei, Spitzname "Tora" (der Tiger) beeindruckte uns mit seiner Erfahrung und seinem unverwechselbaren Charisma. In der Folgezeit wurde für uns klar, welchem Weg wir folgen wollten. Wir verließen unseren Landesverband und schlossen uns dem SRD an.
Zahlreiche Trainingslager in Demmin mit Jörg
Kohl und später auch Steffen John (2.Dan JKA) folgten. Darüber hinaus
nahmen wir nun regelmäßig an überregionalen Trainingslagern mit Meistern der
JKA-Tradition teil.
Im bis zu viermal wöchentlich stattfindenden Training wurden die
Anregungen unserer Lehrer in vielen Wiederholungen in Schweiß umgesetzt.
Das Niveau nahm stetig zu. 1996 richtete unser Verein erstmals eine
Landesmeisterschaft des SRD aus, bei der wir mit acht Gold-, vier Silber- und
fünf Bronzemedaillen der erfolgreichste Verein waren.
Unser Blinkwinkel verengte sich allerdings nie auf Karate als Wettkampf. Die in
den Folgejahren bestätigten Erfolge sind vielmehr ein reines Nebenprodukt des
alltäglichen Trainings.
1998 konnte mit Imura-sensei
(7. Dan) erstmals ein Instruktor der JKA aus Tokio in Demmin begrüßt werden.
Im selben Jahr konnten zwei Karateka aus Demmin bei Tanaka-sensei
(8.Dan) in Wien die Prüfung zum Shodan (= erster Grad Schwarzgurt) ablegen.
Bis heute wuchs die Zahl bereits auf 6.
Seit 1999 arbeitet der Verein neben Jörg Kohl auch mit Jan Gebhardt (4. Dan) zusammen. Sensei Gebhardt ist im SRD für die Kaderbetreuung zuständig und kann selber auf eine erfolgreiche Wettkampfkarriere zurückblicken.
Am 8. September 2001 ging diese Homepage online.