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© 2002 A. Krause |
Letzte Aktualisierung: Sonntag, 12. Januar 2003 |
Darüber hinaus ist Sensei
Sáfár
Professor der
Universität von Long Island, New York. Hier hat er an langjährigen
Forschungsprogrammen über Karate-Dõ
mitgewirkt. Im Ergebnis dieser
wissenschaftlichen Untersuchungen sind mehrere Bücher veröffentlicht worden,
u.a. „Modernes Karate“ von Okazaki u. Stricevic. Sensei, würden Sie uns bitte erzählen wann und warum Sie mit dem Karate-Training angefangen haben? Als ich damals in die USA
gekommen bin, konnte ich kein Wort englisch. Karate war die einzige Sache, die
ich machen konnte, ohne englisch sprechen zu müssen. Genauso verhielt es sich
mit Okazaki-sensei, der 1961 in die USA kam. Wenn Sie das Training damals mit heute vergleichen, was ist anders geworden, was hat sich verändert? (Lacht) Das kann man
eigentlich überhaupt nicht vergleichen. Sensei, sie sind im
Besitz einer offiziellen JKA-Instruktorlizenz. Bitte erzählen Sie uns, wie sie
JKA-Instruktor geworden sind. Will man wirklich bessere
Karateka, so braucht man zuallererst gut ausgebildete und fähige Instruktoren.
Diese müssen in den Prinzipien der Techniken und nicht nur den Techniken selbst
geschult sein. Sie erzählen oft
Anekdoten von Nakayama-sensei. Was war er für ein Mensch? Aber wenn wir über
Nakayama-sensei reden, müssen wir auch Okazaki-sensei und Nishiyama-sensei
erwähnen[8].
Ich gehöre zur dritten Generation von JKA-Instruktoren[9].
Er hatte eine ausgezeichnete
Art zu unterrichten, was korrekt ist. Lassen Sie mich eine kleine Anekdote
erzählen: Sensei, wir haben
bereits das Thema Wettkampf angeschnitten. Wie ist ihre persönliche Einstellung
dazu?
Schlechte Wettkämpfe schaden
dem Karate-Dõ mehr, als es ein totaler Verzicht auf Wettkämpfe an sich tun
würde! Wie ich bereits gesagt habe,
wir haben niemals extra für Wettkämpfe trainiert. Aber wenn wir zum Wettkampf
gefahren sind, dann haben wir gewonnen! Das beweist, das wir Recht hatten. Es
gibt keine zwei Arten von Training. Es gibt nur eins: Karate-Training. Bitte erläutern Sie uns die Bedeutung des Trainings der Kata und seine Verbindung zum Kumite. Kata ist dem Kumite
ebenbürtig, Kumite allein aber nicht der Kata. Dabei kann man den Gedanken an
Bunkai[10]
getrost vergessen. Das ist bloß eine Show. Man kann Heian Nidan nicht in einem
Straßenkampf machen. Im Kumite-Training kommen Sie immer auf die vier wichtigen Punkte Reaktion, Timing, Kontrolle und Distanz zu sprechen. Was hat es damit auf sich? Der wichtige Punkt ist, die
richtige Reihenfolge einzuhalten, sonst wird die effektive Anwendung von
Techniken am Partner nicht gelingen. Sensei, sie waren in ein 20 Millionen-Dollar schweres Forschungsprogramm an der Universität von Long Island, New York eingebunden. Wie haben die Forschungsergebnisse ihre Art Karate zu unterrichten beeinflusst? Das Programm hat in erster
Linie bewiesen, dass Karate, so wie es von unseren Lehrern (Nakayama-sensei,
Okazaki-sensei etc.) ausgeführt wurde, korrekt ausgeführt wird! Und das ist der Punkt: Es
hat uns nicht nur gezeigt, was korrekt ist, sondern vielmehr auch warum es
korrekt ist! So ist es für zukünftige Instruktoren einfacher geworden, die
richtige Art der Technikausführung zu unterrichten. In den alten Zeiten, haben
wir tausende von Wiederholungen gebraucht, um herauszufinden, was richtig ist.
Mit den Erkenntnissen aus dem Forschungsprogramm braucht man nur noch die
Hälfte der Zeit. Durch das Programm wurden also in erster Linie die Fähigkeiten
der Instruktoren verbessert. Außerdem wurde viel „Hokus Pokus“ im Karate-Dõ
entschleiert. Sensei, in der Prüfungsordnung der
A.J.K.A. muss ab dem
dritten Dan die Fähigkeit andere zu unterrichten nachgewiesen werden[11].
Denken Sie dass Fortschritt von einem bestimmten Punkt an unmöglich ist, wenn
man nicht selber unterrichtet? Bitte erklären Sie uns die Bedeutung der vielen Wiederholungen im Karate-Training.
Lungen, Herz und Lebe
funktionieren selbsttätig von alleine, nicht aber unsere Skelettmuskulatur.
Deshalb müssen wir unsere Techniken „denken“. Durch die vielen Wiederholungen
bekommt man aber schließlich das Gefühl, dass die Technik automatisch
ausgeführt wird, auch wenn dies tatsächlich nie der Fall sein kann. Unglücklicherweise haben die
meisten Leute nicht die Geduld für die erforderlichen Wiederholungszahlen.
Deshalb ist authentisches Shotokan-Karate auch so schwer zu lernen. Man muss
Selbstdisziplin haben, das erfordert eine exzessive Anzahl an Wiederholungen. Sie trainieren Karate schon seit mehr als vierzig Jahren. Was bedeudet Karate-Do für Sie? Was hat das Training ihnen gegeben? Karate-Dõ ist mein Leben!
Ich kann es nicht klarer sagen. Alles was ich tue, oder
getan habe, habe ich dem Karate zu verdanken. Kraft, Weisheit, Ausdauer – alles
kommt vom Karate-Training. Aber das wichtigste ist,
dass ich auf meinen Reisen um die Welt, die angenehmsten und nettesten Menschen
getroffen habe. Ohne diese Begegnungen, wäre es nicht dasselbe. Ich fühle mich immer
ausgeglichen. Ich werde nicht wütend, traurig oder überschwänglich glücklich –
ich fühle mich einfach nur gut. Durch das Karate-Training habe ich gelernt, die
Dinge zu akzeptieren wie sie sind. Einige Menschen müssen sich ständig über
etwas beklagen ... die Sonne, den Wind, das Wetter ... . Ich habe gelernt alles
zu akzeptiere, indem ich akzeptiert habe, wie man den Körper bewegt, wie man
schlägt, wie man tritt ... . Und ich habe es auch akzeptiert, dass Schüler gehen. Nakayama-sensei hat immer
gesagt: Wichtig ist hier, nicht aber, wer gerade nicht hier ist! Danke für ihre Geduld mit diesem Interview Sensei! [1] Die American JKA Karate Association wurde als unabhängige JKA-Stil orientierte Organisation von den beiden JKA-Instructoren Ray Dahlke und Leslie B. Sáfár mitbegründet. [2] Das Inhalt der Ausildung ist an den Ergebnissen der Forschungsprogramme orientiert. Am Ende des Instruktortrainings führt eine Prüfung zum Erwerb einer von der Universität von Long Island anerkannten Trainerbefähigung. [3] Okazaki-sensei wurde als Instruktor der JKA für die Ostküste der USA entsandt. [4] Sáfár-sensei selber hat mehrfach die Pan-Amerikanischen Meisterschaften gewonnen. [5] Sensei gehört zur ersten Gruppe von Dan-Prüflingen der JKA in Amerika überhaupt. [6] Nishiyama-sensei wurde ursprünglich als Vertreter der JKA für die Westküste der USA entsandt. [7] Nakayama-sensei leitete als langjähriger Chief-instructor der JKA zahlreiche Lehrgänge in den USA und hat auch die ersten Danprüfungen dort abgenommen. [8] Alle haben im Instruktorenprogramm unterrichtet. Daneben hat Sáfár-sensei mit so bekannten Meister wie Mikami, Yaguchi und Tabata trainiert. [9] Zur ersten Generation gehören u.a. die Meister Nakayama, Nishiyama, Okazaki, Kase u.a. Die zweite Generation ging aus dem ersten von der JKA in Japan durchgeführten Instruktorenkurs hervor. Die bekanntesten Vertreter sind Kanazawa-sensei und Enoeda-sensei. [10] Bunkai meint die Übung des Ablaufs der Kata mit einem Partner [11] Das Prüfungsprogramm der AJKA orientiert sich eng an dem Originalprogramm der JKA, so wie es von Nakayama-sensei angewandt wurde. |