Tora no maki - Der Tiger als Symbol des Shotokan-Stils

Shoto bedeudet "Pinienrauschen" - mit diesem Pseudonym unterzeichnete Funakoshi-sensei seine Kalligrafien

© 2002 A. Krause

Letzte Aktualisierung: Sonntag, 01. Dezember 2002

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u.a. Kurz-Biografie, Wettkampf, weltweite Verbreitung

(mehr)?

 

 

Nakayama-sensei demonstriert Gedan-barai

Masatoshi Nakayama (1913-1987) war als langjähriger chief-instructor der Japan Karate Association maßgeblich für die Verbreitung des Shotokan-Stils in der Welt verantwortlich. Bei seinem Tod hinterließ er die JKA auf dem Zenith ihres Schaffens, den diese nie wieder erreichen sollte.

 

1. Kurz-Biografie
Nakayama wurde in eine berühmte Kendo-Familie (jap. Schwertfechten) geboren und genoß daher eine Erziehung in der Tradition der Samurai. Bereits in frühester Jugend kam er daher mit verschiedenen Budo-Disziplinen in Kontakt. Mit dem Karate-Do kam er durch sein Studium an der Takushoku-Universität in Tokio in Kontakt. Von 1932 bis 1937 war er dort Schüler von Gichin Funakoshi, von dem er noch im alten Sinne der Itosu-Schule unterrichtet wurde. 1937 ging er nach China, wo er unter anderem chinesische Kampfkünste studierte und kehrte erst 1946 in den Wirren der Nachkriegsjahre zurück. Das Shotokan-Ryu hatte sich in dieser Zeit durch das Wirken Yoshitaka Funakoshis grundliegend verändert. Mit diesen Änderungen wurde er durch andere Schüler seiner Altersklasse (Takagi, Miyata und Obata) vertraut gemacht. 
Nakayama war schließlich 1949 einer der treibenden Kräfte bei der Gründung der Japan Karate Association, deren chief-instructor er schließlich wurde.

 

2. Die Entwicklung des Wettkampf-Karate
Nakayama wird allgemein die Entwicklung des Karate-Dô hin zu einer Wettkampfsportart angelastet. Insbesondere wird ihm vorgeworfen, die Gründung der JKA nur vor diesem Hintergrund betrieben zu haben. Dies ist so allerdings nicht haltbar: zum einen wurde die JKA zunächst als Verwaltunskörperschaft der Universitätskarate-Clubs, mit dem Ziel der Anerkennung durch das japanische Erziehungsministerium gegründet und zum anderen fanden die ersten ernsthaften Versuche zur Entwicklung von Wettkampfregeln an der Waseda-Universität unter dem damaligen Club-Captain Tsutomu Oshima (damals auch JKA) statt. Auf diese Versuche (1951) ist das heutige System mit einem Hauptkampfrichter und vier Seitenkampfrichtern zurückzuführen. Mitsusuke Harada, ein anderer Schüler Funakoshis berichtete erst kürzlich davon,  dass Masatoshi Nakayama ausdrücklich sein Missfallen gegenüber dieser Entwicklung bekundet hatte.
Nichtsdestotrotz scheint er einige Zeit später seine Einstellung grundliegend geändert zu haben, indem er Oshimas Experimente als Kampfrichter aktiv unterstützte. Schließlich fand unter der Leitung der JKA die erste nationale japanische Karatemeisterschaft statt, die von Hirokazu Kanazawa gewonnen wurde. Zeit seines Lebens vertrat Nakayama die Ansicht, dass der Wettkampf nur ein kleiner Bestandteil des Karate-Dô ist und Sieg oder Niederlage nicht entscheidend seien. In einem späteren Interview gab er zu, sich vor Funakoshi-sensei für die Entwicklung des Wettkampf-Karate zu schämen, rechtfertigte diese Entwicklung aber mit dem Wunsch nach der Verbreitung des Karate-Dô in der Welt.

 

3. Verdienste um die weltweite Verbreitung
Mit der Gründung des weltbekannten JKA-Instruktorenkurses 1956, deren Leitung Nakayama bald vollständig selbst übernahm, legte er die Grundlage für die weltweite Verbreitung des Shotokan Karate-Dô. Dieses Programm war als Fulltime-Programm angelegt und nur die besten Absolventen der Universitätsjahrgänge wurden zugelassen. Durch dieses harte Ausbildungsprogramm erreichten die Instruktoren einen technischen Stand, der in der Karatewelt seinesgleichen suchte.
Die ersten drei Absolventen waren Hirokazu Kanazawa, Mikami und Takura, die nach ihrer Ausbildung in die Welt hinausgeschickt wurden, um Karate zu verbreiten. Zudem gingen viele Direktoren der JKA ins Ausland, so Hidetaka Nishiyama und Teruyuki Okazaki 1961 in die USA. Die meisten Shotokan-Dojos weltweit sind zumindest mittelbar Kinder dieser Entwicklung.

 

4. Verdienste um die wissenschaftliche Erforschung

Neben der Einführung des Wettkampfs und der Schaffung des JKA-Instruktorenkurses ist insbesondere die wissenschaftliche Untersuchung und Weiterentwicklung des Karate-Dô auf Masatoshi Nakayama zurückzuführen. Dieser widmete er sich einen Großteil seiner Zeit als Direktor der sportwissenschaftlichen Fakultät der Takushoku-Universität. Den Höhepunkt bildeten Forschungsprogramme in den USA, die in Zusammenarbeit von Teruyuki Okazaki an der Universität von Long Island in New York durchgeführt wurden.
Durch die systematische Untersuchung des Karate-Do sind zahlreiche Werke entstanden, die aus keiner Karate-Bibliothek wegzudenken sind. Von Nakayama selbst sind hier sein Standardwerk "Dynamic Karate", sowie die elfbändige Reihe "Karate-Perfekt" zu nennen.

Unter den Schülern, die ihn weltweit auf Karate-Lehrgängen erleben durften, galt er als ausgesprochen liebenswürdiger Mensch, der stets ein offenes Ohr für jede Frage hatte und der den ganzen Tag nichts anderes tat, als Karate-Dô zu unterrichten.

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Quellen:

Mitsusuke Harada "The beginnings of Shotokai and Shotokan: A brief overview" SKM #71
Graham Noble "Master Funakoshi's Karate" (online)
Werner Lind "Lexikon der Kampfkünste"
BlackBeltMagazine, Okt. 1965 "A new day of Karate" (online)
Interview mit Leslie S. Safar, 8. Dan AJKA